
Vortrag mit Nadja Bennewitz: „Täterinnen – Frauen im Nationalsozialismus“
„Ich habe niemals eine Aufseherin gesehen, die einen Häftling misshandelt hätte”, so gibt die Arbeiterin Anni E. 1947 vor der amerikanischen Militärbehörde zu Protokoll. Eine der zivilen Vorarbeiterinnen, die mit den Häftlingen zusammen arbeitete, schildert dies ganz anderes: „Verschiedene Häftlinge haben mir erzählt, wie unmenschlich sie geschlagen wurden. Mußten die Mädels zur Toilette, so hat man sie aus Schikane nicht gehen lassen. Sie kamen zu mir wimmernd vor Schmerzen.“
Anni E. war eine von circa 20 Frauen, die 1944 von ihrem Betrieb Siemens-Schuckert als SS-Aufseherin über jüdische Ungarinnen im KZ-Außenlager Nürnberg-Süd eingesetzt wurden. Dadurch bekamen diese Frauen Einblick in das NS-Terrorregime und wurden zu dessen Handlangerinnen. Ob dienstverpflichtet oder freiwillig: Die meisten der SS-Aufseherinnen haben ihre Machtpositionen auszunutzen gewusst. Durch die Arbeit in den Konzentrationslagern wurden Frauen zu Täterinnen des NS-Terrorregimes – obwohl ansonsten ausgeschlossen von den Führungspositionen im NS-Staat.
Protokollauszüge der Verhöre durch die amerikanische Militärregierung bilden den beklemmenden Hintergrund des Vortrags.
Eintritt: 8,- €